Der DKW Junior Bimotor

 

 

Von allen Fahrzeugbauten im Laufe der Automobilgeschichte zählen diejenigen mit 2 Motoren wohl zu den skurrilsten. Die Fa. Tempo-Vidal in Deutschland baute etwa im Jahre 1930 ein solches Versuchsfahrzeug. Es hatte zweifelsfrei einen militärischen Zweck. In der Mitte waren links und rechts die Reseveräder montiert, um ein Abrollen auf Geländekuppen zu ermöglichen.

Alfa Romeo und VW versuchten sich ebenfalls in diesem Metier.

Der einzige bekannte Nachkriegshersteller einer Kleinserie solcher Fahrzeuge ist die Fa. Citroen mit dem 2 CV 4x4 "SAHARA". Davon wurden zwischen 1958 und 1971 694 Stück produziert. Einige haben überlebt, so auch ein Versuchsfahrzeug von Citroen mit 2 Bremsgeneratoren zur Messung der Leistung von Prototypen 1).

 

Neben einigen anderen privaten Versuchen (2 Vorderteile eines 2CV zusammengeschweißt 2) ), sticht eine Konstruktion von Herrn Erwin Staudacher aus Innsbruck besonders hervor. Er hat 1969 auf Basis eines DKW Junior ein solches Fahrzeug im Eigenbau hergestellt. Der Anstoß kam, weil Herr Staudacher damals Eisrennen fuhr, bei denen ein Maximalantrieb mit gut verteilter Belastung der Räder unabdingbar ist.

 

 

Eisrennen mit DKW-Karosse 1970 Eisrennen mit Selbstbaukarosse 1972

 

 

Die Grundlage sind zwei Vorderteile des Rahmens des DKW Junior Bj. 1959 bzw. 1960, welche mittig zusammengeschweißt wurden. Der hintere Motor lagert in einer Hilfskonstruktion. Der Rahmen wurde teilweise verstärkt, weil die Belastungen im Eisrennen mit 2 Maschinen und durch die verwendeten 32 mm langen Spikes doch sehr groß sind.

 

Spikes

 

Als Hinterachse wurde wegen der nötigen Antriebsachsendurchführung eine Vorderachse verwendet. Dabei wurden die Spurstangen der Lenkung am Rahmen befestigt, sodass die Achsschenkel nicht mehr beweglich waren. Es war gedacht , dadurch eine Feinjustierung der Spur zu ermöglichen, was aber nicht funktioniert hat. Diese Lösung hat sich als praktikabel erwiesen. Eine Lenkbarkeit der Hinterachse war nicht geplant.

 

Zunächst wurd e eine Karosserie des DKW Junior mit Lüftungsschlitzen in den hinteren Ausstellfenstern und Luftlöchern am Fahrzeugheck aufgesetzt. Um Gewicht zu sparen wurde 1973 eine Alukarosserie aufgesetzt. In diesem Zustand befindet sich das Auto noch heute. Die Kühlung war ausreichend, allerdings dauerten die Rennen nie so lange, dass solche Probleme akut werden konnten.

 

Als Motoren kam vorne ein DKW F 102-Motor zum Einsatz. Dieser war durch verbreiterte Ein- und Auslaßkanäle, durch erhöhte Verdichtung, Spezialkolben, abgedrehte und gewuchtete Schwungscheibe auf eine Leistung von ca. 80 PS gebracht.

Motorvorne Frontansicht

 

Der hintere Motor stammt aus einem DKW F 12, Sonderanfertigung mit drei statt zwei Überströmkanälen und etwa gleicher Höchstleistung aber anderer Charakteristik. Die Drosselklappen der Vergaser werden über Seilzüge betätigt, die Abstimmung wird nicht als schwer geschildert. Die unterschiedlichen Motorleistungen ergeben Probleme beim Kurvenfahren (Unter- bzw. Übersteuerung). Der Betrieb mit nur einem Motor ist möglich.

Die Motoren wurden von Hrn. Staudacher selbst vorbereitet. Die Kosten betrugen für die Teile ca. 10.000.- / Motor. Jeder Motor besitzt eine Lichtmaschine, einen Regler aber nur eine gemeinsame Batterie.

Heckansicht Motorhinten

 

Die Getriebe kommen aus dem DKW F 12 mit kürzerer Übersetzung als standardmäßig. Die Kupplungen sind vom DKW Munga (Fichtel & Sachs) - Betätigung (schwergängig) über Seilzüge.

Die Schaltung erfolgt über einen gemeinsamen Schalthebel und Gestänge zu den einzelnen Getrieben und wird als leichtgängig empfunden. Einmal allerdings soll es zu unterschiedlichen Gängen in den Getrieben gekommen sein.

Innenraum1 Innenraum 2

 

Laut Aussagen des Herrn Kofler war Herr Staudacher mit dem Fahrzeug sehr erfolgreich bei Eisrennen. Über die wirklichen Gesamtkosten gibt es keine verläßlichen Aussagen. Die Getriebeabstufungen kosteten 7000.- ATS, Blech- und Eisenteile schlugen nochmals mit ATS 5.000.- zu Buche. Über die aufgewendete Arbeitszeit liegen keine Aufzeichnungen vor.

 

 

Eisrennen 3 Eisrennen 4

 


 

 

Das Auto ist alles in allem eine faszinierende Konstruktion und reiht sich gut als exclusiver Verwandter in die Galerie der 2 CV- SAHARA's ein.

 

Herr Staudacher ist bereit, denjenigen, die das nochmals versuchen wollen mit seiner Erfahrung zu helfen. Kontakt aus Datengründen über mich.

Peter Wibmer, J.A. Rohracherstrasse 1, 9900 Lienz. Tel. + 48 52 676 25

Email: peter.wibmer@utanet.at

 

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Herzlichen Dank an Herrn Staudacher, der mir bereitwilligst mit Auskunft zur Verfügung stand